Die Tracht – historisch
Eine Tracht ist immer ein Produkt der Zeit, der lokalen Gegebenheiten und der Menschen, die sie tragen. Daher sind Trachten ein lebender (veränderlicher) Bestandteil jeder Volksgruppe und unterliegen wie auch die Sprache und die Lebensart einer laufenden Veränderung.
Die Volksgruppe der burgenländischen Kroaten lebt als „Insel“ (isoliert von Kroatien) seit fast 500 Jahren im „Grenzgebiet“ zwischen dem alpenländischen und ungarischen Kulturbereich, sodass in dieser langen Zeit sowohl die deutsche als auch noch mehr die ungarische Kultur die Tracht beeinflusst haben. Dies ist sicher auch einer der Gründe, warum sich viele Trachten der burgenländischen Kroaten sehr ähneln und eine „Angleichung“ oft unverkennbar ist.
Die Tracht – heute
Trotz all dieser Fakten haben sich bei unserer Osliper Tracht einige Eigenheiten und Details erhalten, die unverkennbar und typisch sind.
Männer
Hier sind bei der Männertracht die Stickereien am Rücken der Weste (Gilet od. Jäckchen – prsluk ili krožet ili jačerma ili lajbek) zu erwähnen. Eine weitere Eigenart unserer Männertracht sind die beiden Tücher, die um die Hüften und um die Schulter unter der Weste getragen werden. Weiters gehört zur Männertracht der „Filzhut“ mit Krempe und färbigem Hutband für den Sommer bzw. eine „Fellkappe“, auch Astrachan-Kappe, (astrika) für den Winter.
Eine Besonderheit bei der männlichen Kopfbedeckung ist die Kranichfeder (ždralovo pero). Dieses (frühere) Zeichen der Burschenschaft war der Stolz der unverheirateten Männer. Diese Feder bezeichnete in noch früheren Zeiten die wehrfähigen jungen Männer und war zugleich Statussymbol; sie zu verlieren war eine große Schande. Bei der Männertracht gibt es eine eigene weiße Hose (grebeše) für den Sommer und eine schwarze Reiter-/Stiefelhose („pričas“ hlače) für den Winter.
Frauen
Bei der Frauentracht fallen vor allem die wunderschönen Stickereien auf der Rückseite der Leibchen (Mieder oder kurzes Achselkleid – mali oplećak ili kas ili tesnek) auf. Diese Stickereien – als Ornamente mit Silber- oder manchmal mit Goldfäden ausgeführt – sind meist auch mit kleinen Plättchen und Knöpfen verziert. Eine Besonderheit sind dabei kleine Spiegel, die in die Stickereien und Muster eingesetzt sind. Im Winter wird ein warmer Umhang (bintar) über der Sommertracht getragen. Dass jedes Mädchen „seine eigene, individuelle Farbe“ bei den Röcken, Oberteilen und Bändern seiner Tracht hat, ist ebenfalls eine Besonderheit bei der Osliper Tracht und unterscheidet uns von den meisten anderen Tamburicagruppen oder Volkstanzgruppen.
Wir sind sehr stolz, dass wir unsere Tracht mit Hilfe alter Bilder und alter Stücke orginalgetreu nachmachen konnten. Die Tracht, so wie wir sie heute tragen, wurde in Oslip zur Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bei festlichen Anlässen getragen.